Yassin Musharbash, Radikal
Yassin Musharbash, Radikal
Ich hatte Radio 1eingeschaltet, mitten in der Woche an einem Nachmittag. Normalerweise höre
ich gar nicht richtig zu, maximal fällt mir mal ein guter Song auf. An diesem
Tag aber blieben meine Ohren „hängen“. Zu Gast war der Autor des Buches
„Radikal“, Yassin Musharbash. Ich war begeistert und so kam es, dass ich einen
Krimi gelesen habe...
Krimis lese ich überhaupt ja nur ausnahmsweise. Dieser hier
hat dann auch alles, was ich für Lesevergnügen brauche. Es geht um Politik. Um
sehr aktuelle Politik in Deutschland. Und es gibt eine gute Finte in der Finte.
Kein Schwarz-Weiß und auch keinen Gärtner.
Endlich wird ein Vorzeigemuslim in den Bundestag
gewählt. Diese Umgebung wählt der Autor
mit Bedacht, er kennt sich aus im politischen Geschäft, hat selbst als
Mitarbeiter bei den Grünen gearbeitet. Der Bundestagsabgeordnete Lutfi Latif
hat viel vor, will die deutsche Islamdebatte neu befeuern. Dabei gerät er ins
Fadenkreuz von Radikalen. Während einer Fernsehaufnahme wird er ermordet. Das Terrornetzwerk
al-Qaida bekennt sich zu dem Anschlag. Klingt erst mal so, als könnte das
morgen bei uns in Deutschland tatsächlich passieren. Aber kann es nicht auch
anders gewesen sein, gibt es nicht auch Radikale auf der anderen Seite, die gar
kein Interesse daran haben, dass der Islam in Deutschland seinen Platz hat? Ob
und wie es sich tatsächlich verhält, dazu ermittelt der Terrorexperte Samuel
Sonntag. Wie der Autor selber treibt dieser sich in den web-Netzwerken von
Islamisten herum. Musharbash überzeugt auch hier durch seine glaubhafte
Schilderung. Nebenbei arbeitet er sich an der Sarrazin-Debatte ebenso ab, wie
an Klischees über den Islam in Deutschland und die Radikalisierungstendenzen
auf beiden Seiten. Ganz nebenbei berichtet er auch noch aus dem Alltag einer
großen, glänzenden Wochenzeitschrift. Man schüttelt sich immer mal wieder und
denkt, die ein oder andere Person
oder Geschichte der jüngsten Vergangenheit wieder zu entdecken.
Das alles ist politischer Diskurs vom Allerfeinsten. Die
Geschichte verliert an keiner Stelle ihre Glaubwürdigkeit und Schnelligkeit.
Und so sehen das die Profis: http://www.perlentaucher.de/autor/yassin-musharbash.html