Neil Gaiman "American Gods"
Vor
einiger Zeit hatte ich mir vorgenommen, die TOP 100 der SF- und
Fantasy-Literatur durchzulesen. Nun es ist wie mit anderen Listen (siehe TOP
100 Singer-Songwriter), nicht alles trifft bei genauerer Betrachtung meinen
Geschmack. Deshalb werden es am Ende nicht 100 Bücher werden, ein paar werde
ich einfach weglassen, andere zufügen.
Eines
der Bücher auf das ich mich gefreut hatte, ist Neil Gaimans " American
Gods". Der von mir sehr verehrte Patrick Rothfuss hatte diesen Roman seinen
Lesern sehr ans Herz gelegt. Zu Recht.
Hier
geht es nicht um Fairytales, mit Elfen, Magie und strahlenden Helden. Der Roman
beginnt in einem amerikanischen Gefängnis. Während der nächsten 600 Seiten
werden wir die USA nicht verlassen und auch nicht die Gegenwart. Wobei so ganz
richtig ist das nicht. Neil Gaiman gibt uns nämlich eine Einführung in
nordamerikanischer Mythologie. Das heißt, wir reisen gedanklich nicht nur ins
alte Europa sondern auch nach Australien, Indien und Asien. Dabei tauchen Zwerge
und Kobolde ebenso auf wie Fruchtbarkeitsgöttinnen und Sibirische Wahrsagerinnen. Auch die
Götter der Neuzeit (Internet, Fernsehen...) nimmt er sich vor. Und vor allem
die Zustände in Amerika. So wird dieses Stück Fantasy nicht nur ein Lehrbuch
der Mythen, die unsere Werte und Kultur beeinflusst haben, sondern auch eine
Auseinandersetzung mit dem was wir jetzt sind.
Ein
Mann, der nicht zufällig Shadow heißt, wird nach drei Jahren aus dem Gefängnis
entlassen. Auf dem Weg nach draußen erfährt er nicht nur, dass seine Frau bei
einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, sondern auch, dass sie ein
Verhältnis mit seinem besten Freund hatte. Plötzlich steht er vor dem Nichts.
Ob das, was dann folgt, diese wilde Mischung aus Roadmovie, Traum- und
Seelenwanderung, Realität ist oder nicht, weiß nur der Autor selbst. Fantasy-Fans werden sich sicher einfach
und bereitwillig darauf einlassen, dass Odin als Mr. Wednesday im weißen Anzug
tatsächlich auftaucht und die große Schlacht der alten gegen die neuen Götter eben
stattfindenden muss. Diejenigen, die in dem Buch eher einen Thriller sehen
wollen, werden nach der Droge der Wahl suchen, die solche rasanten Einblicke
ins Ich ermöglicht. Wie auch immer man die Geschichte verorten mag, sie ist in
jedem Fall gedankenvoll, intelligent, pointenreich und spannend. Einmal
angefangen, kann man das Buch nur schwer aus der Hand legen.
Im
Klappentext wird auf Stephen King verwiesen. Das hat mich etwas abgeschreckt,
weil ich den eigentlich nicht mag. Bezug genommen wird dabei aber wohl weniger
auf "Shining" als auf die "Türme"-Bücher. Das wiederum
passt schon.
Meine
Einschätzung: Lesen!