Cord Riechelmann "Krähen"

 
Krähen, Raben, Elstern. Sie gehören fast ebenso zum Stadtbild wie Tauben. Aber irgendwie waren mir vor allem die großen, schwarzen Raben immer unheimlich. Wahrscheinlich hatten sich die Bilder aus Hitchcocks Film "Die Vögel" in meinem Gedächtnis eingeprägt. Auf dem Hof und in den Bäumen unserer Wilhelmsruher Wohnung hatte ich Gelegenheit diesen Tieren ein wenig zuzuschauen. Seit dem hat sich mein Blick auf den Raben oder die Krähe sehr verändert.

Der Biologe und Philosoph Cord Riechelmann hilft nun mit seinem Buch "Krähen" auch populärwissenschaftlich nach. Es ist ein unterhaltsames und interessantes Büchlein geworden. Man erfährt so einiges über die Natur- und Kulturgeschichte dieser klugen und äußerst gewitzten Vögel. 

Neben genauen Beobachtungen des Tierverhaltens finden sich spannende Verweise und Berichte über Mythen und Geschichten der Raben auf der ganzen Welt. Schon erstaunlich, dass die einen die Vögel verehren und andere sie als Todesbringer verachten. Für beide Sichtweisen gibt es Begründungen. Riechelmann klärt auf, er möchte eine ebensolches Wohlwollen bei seinen Lesern erzeugen, wie er es selbst den Krähen gegenüber empfindet.   

Das gelingt ihm ganz und gar. Durch seine amüsanten aber auch ernsthaften Schilderungen, die unterhaltsame Vermittlung von Wissen. Ganz wesentlichen Anteil haben die Gestalter und der Verlag. "Krähen" ist nämlich auch noch ein schönes Buch. Es ist eines, was man in der Hand halten, es betrachten und durchblättern will. Hier stimmt einfach alles. Vom Einband, über das Papier, hin zu den Abbildungen. Sehr, sehr schön. Verantwortlich ist dafür der Verlag Matthes & Seitz auf Berlin. Der hat Pauline Altmann die Möglichkeit gegeben, einen Entwurf von Judith Schalansky umzusetzen. Von Judith Schalansky und ihren schönen Büchern habe ich hier bereits geschwärmt. Und das mache ich auch jetzt. Unter dem Stichwort NATURKUNDEN ist ein wundbares Buch entstanden. Es will gelesen und verschenkt werden. E-Books mögen praktisch sein, aber mit richtigen, echten Büchern können sie nicht mithalten. Wer einen Beweis braucht, sollte "Krähen" in die Hand nehmen.

Danke für diesen fabelhaften Band! 

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