Da liegt Musike drin...

    Listenzeit!

Mein Liebster hat uns ein Heimkino eingerichtet. Wir haben "Control" geschaut und mir kam die Idee, eine Musikfilmliste zu posten. Schließlich läuft bei mir immer irgendein Song im Hintergrund. Film und Musik, das kann ganz wunderbar zusammen gehen.

Zuerst habe ich mal alle Filme, in denen Musik eine zentrale Rolle spielt, aufgeschrieben. Filme über Bands, Band-Dokus, Musicals, Filme in denen gesungen oder getanzt wird. Filme aus den 40er und 50ern, die unvergesslichen 70er, 80er und natürlich die neueren Sachen. Puh! So ungefähr 50 Filme sind es geworden.

Die Musikfilme, die ich am häufigsten gesehen habe (einige kann ich mitsingen und -sprechen):

1. "The Commitments"

Ich liebe diesen Film, unangefochten Platz 1. Er ist ein wahrer Zitatenschatz. Den Soundtrack kann ich auch nach 20 Jahren immer noch ohne Langeweile hoch und runter hören. Alan Parkers Geniestreich.

Warum mir der Film Anfang der 90er so gefallen hat?

Hmm, da ist zum einen die großartige Musik. Der Sound der 80er war irgendwie ausgelutscht, da kam nichts aufregendes mehr und es war Zeit für etwas neues. Aber ich hatte noch keine Ahnung, was genau das sein konnte. Alan Parker macht ein Angebot: Dublin Soul!

Spaß machen mir Filme und Bücher, wenn sie mich zu anderen, neuen Dingen führen. Das passierte bei "The Commitments" auch. Soul war eine Welt, die ich bis dahin gar nicht kannte. Letztlich ist es aber die Aufbruchstimmung in dem Film. Da sind diese Kids, die sich entscheiden müssen. Wollen sie das Leben ihrer Eltern nachleben oder ausbrechen? Werden sie in Anbetracht von Armut und Trostlosigkeit depressiv oder schaffen sie sich selbst etwas Schönes, Wunderbares, für das es sich zu leben lohnt? Haben wir alles schon in anderen Filmen gesehen oder in Büchern gelesen. In den 90ern war es aber Alan Parkers Film, der für mich gepaßt hat. Ich habe mich dann entschieden, Beamtin zu werden und drei Mal in der Woche ins Kino zu flüchten... 

In "The Commitments" sind  Schauspieler und Sänger zu sehen, die uns später weiterhin beglücken werden. Colm Meaney wäre da zu nennen, der seine technischen Fähigkeiten als Chief O´Brien unter Beweis stellt aber auch als fieser Gangster in "Layer Cake" absolut überzeugt. Früher Höhepunkt ist dennoch seine Elvis Immitation aus "The Commitments".
Mit dabei ist auch Maria Doyle Kennedy, die sich als Sängerin versuchte (Other Voices), später aber vor allem der TV-Serie "The Tudors" als Cathrine of Aragon Glanz verlieh.
Im Hintergrund bei "Other Voices" springt ein anderes musikalisches Genie herum. Outspan Foster oder, wie er im richtigen Leben heißt: Glen Hansard. Oscarprämiert für "Once". Aber schon mit seiner Band "The Frames" hatte er sich in mein Herz gespielt (laut last-fm 523 Mal gehört...).

2. The Thing Called Love

Auf dem 2. Platz folgt ein Film, dessen Musik ich ebenfalls sehr liebe und die leider nie in der Orginalversion auf CD erschienen ist. In den Hauptrollen River Phoenix, Samantha Mathis, Dermot Mulroney und Sandra Bullock. Vor allem aber Nashville und Country-Music:

Blame it on your heart
Big Dream
Lone Star

Phoenix ist viel zu früh gestorben, seine langen Beine hätte ich gern noch häufiger gesehen (ab 0.35 min). Dafür ist Dermot Mulroney uns erhalten geblieben, sicher auch der bessere Schauspieler, wie er in vielen Filmen (Copykill, Living in Oblivion, Die Hochzeit meines besten Freundes,
About Schmidt, Zodiac, Burn after Reading, New Girl) unter Beweis gestellt hat.

Bis zu diesem Film habe ich Country-Musik immer mit Mißachtung gestraft. Das kam mir immer viel zu spießig daher. Und diese Stiefel und Hüte... Auch heute kann ich große Bereiche des Country wirklich gar nicht hören, viel zu schmalzig, die Texte eine Zumutung. Aber ich habe auch ganz und gar traumhafte Songs gehört. Es gibt diese Stelle, in der die Cafe-Besitzerin darüber spricht, wie ein richtig guter Song sein muss: ECHT. Da hat sie verdammt noch Mal recht. Das gilt nicht nur für Country.

3. The Fabulous Baker Boys

Auf Platz 3 wieder ganz andere Musik und ein fabelhaftes rotes Kleid. Jeff Bridges und Michelle Pfeiffer zusammen, achhhhhhhh wunderbar. Von den beiden gibt es haufenweise gute Filme, aber so schön wie hier hat man sie zusammen nie wieder gesehen.

Brigdes ist selbst in den albernsten Filmen ganz groß. Unerreicht und einmalig als Dude. Eine andere Facette des Dude gräbt er als alternder Country-Sänger aus und brilliert wieder als Musiker. Der Musik-Film Crazy Heart ist absolut sehenswert.

4.  Control

Der verstörend-traurigste Musikfilm und der am besten gefilmte dazu. Ian Curtis erwacht durch Sam Riley zu neuem Leben. Und Anton Corbijn darf mitfilmen.

Form und Inhalt gehen hier aufs großartigste Hand in Hand. Corbijn liebt und kennt Joy Division, er gestattet uns einen Blick auf die Trostlosigkeit, die Verzweiflung, die Offenbarung und Liebe. Menschen, die durch diesen Film nicht gerührt sind, haben womöglich gar kein Herz...

Samatha Morton war schon in "Electrical Storm" von U2 aufgefallen, obwohl sie da kein Wort sagen darf. Anton Corbijn gibt ihr Gelegenheit zu zeigen, was sie noch kann, außer gucken. Wir nehmen ihr das verliebte Teengirl ebenso ab, wie die stolze Musikerfrau und verzeifelte Mutter. Sie ist so glaubwürdig, dass "Love will tear us apart" absolut Sinn macht.

5. Walk the Line

Der eine Phoenix ist tot, der andere spielt und singt zu unserer Freude. Das Leben von Johnny Cash ist einen Film wert. Und Joaquin Phoenix läuft an der Seite von Reese Witherspoon zu wahrer Größe auf. Beide singen bewundernswert: Jackson.

6. Strictly Ballroom und 7. Moulin Rouge

Hmm, ist Strictly Ballroom wirklich ein Musikfilm, oder eher ein Tanzfilm??? Auf jeden Fall ist es ein sehr guter Buz Luhrman-Film. Der gefällt mir und meinem Liebsten so gut, dass "Love is in the air" es sogar in den Soundtrack unseres Lebens geschafft hat, wurde unsere Hochzeitsmusik.

Eine gute Vorbereitung war dieser ein wenig durchgeknallte Film für einen anderen ebenfalls sehr bunten Musikfilm von Luhrman nämlich Moulin Rouge. Ewan McGregor einer dieser Schauspieler, die unheimlich wandlungsfähig sind. Und eben auch singen können. Sehr schön sogar. Das tut er offenbar unheimlich gern. Hier eine kleine Auswahl seiner Sangeskunst:

Running to stand still
Lass of Augrihm (schnüff)
Beyon the sea 
Velvet Goldmine/Gimme Danger

Velvet Goldmine ist wiederum so ein Film, der mir sehr ans Herz gewachsen ist. Wegen der lustigen Klamotten und Frisuren (Velvet Goldmine) aber auch wegen Jonathan Ryhs Meyers. Den finde ich durchaus ansehenswert und singen kann der ebenfalls, wie er in einem weiteren Musikfilm (August Rush, muss man ansonsten aber wirklich nicht sehen) unter Beweis gestellt hat This Time. Aber ich will ehrlich sein, Tischtennis kann er noch besser Matchpoint.

8.  Backbeat

Die Band überhaupt sind ja wohl die Beatles. Über deren Angangsjahre berichtet Backbeat.

Die Entdeckung des Films für mich war Stephen Dorf. Leider hat der in den vergangen Jahren wirklich viel Schrott gedreht.

Beatles sind aber der Link zu einem anderen tollen Film, den ich erst neulich entdeckt habe: Across the Univers. Mit dabei ist Jim Sturgess und Evan Rachel Wood I´ve just seen a face. Die war großartig als Queen of Lousianna in True Blood.

9. Die roten Schuhe

Das ist definitiv ein Tanzfilm, eigentlich ist das DER Ballettfilm. Basierend auf einem Märchen von Hans Christian Andersen tanzt sich Moira Shearer 1948 die Füße wund. Die Rahmenhandlung ist banal und unwichtig. Relevant sind die herrlichen Aufnahmen des Balletts.

Es ist natürlich gemein, an dieser Stelle nur "Die roten Schuhe" zu nennen. Was ist mit so großartigen Filmen, wie "Ein Amerikaner in Paris", "Singing in the Rain", "Mary Poppins"? Klar das sind auch alles tolle Filme. Mich haben die Tanzszenen mit den roten Ballettschuhen aber immer besonders begeistert. Dabei kannte ich Ballett bis dahin gar nicht und klassische Musik hatte ich auch nur im Musikunterricht kennengelernt und als langweilig befunden. Mit diesem Film öffnete sich für mich die Tür zu einer neue Welt...

10. Beat Street

Vor den Commitments war Beat Street (1984). Im Prinzip derselbe Plot. Kids im Elend geben nicht auf und versuchen etwas aus ihrem Leben zu machen. Place to be: diesmal die Bronx. Musik der Stunde: Hip Hop.

Schon Mitte der 80er gedreht und in der DDR in den Kinos gelaufen. Wahrscheinlich weil genug Kapitalismuskritik drin war und Harry Belafonte  produziert hat, der kam ja schließlich auch zum Festival des politischen Liedes. Jedenfall lernten auch die Kinder in der DDR etwas über USamerikanische Jugendkultur und allerlei Breakdance-Combos entstanden. Bis heute ist Hip Hop gar nicht meine Musik aber hier mag ich sie durchaus. Wahrscheinlich, weil sie mir da noch echt erscheint. Nicht auf den puren Effekt aus, die kalkulierte Provokation.


Nicht zu vergessen sind natürlich die Filme, die ich nicht dezidiert als "Musikfilm" bezeichne, deren Soundtracks aber entschieden zum Film beitragen. Einige gelungene Beispiele:

- Das Piano
- The Hours


Ein guter  Indiependent-Film lebt zum Teil auch von der passenden Musik. Sehr hörenswerte Zusammenstellungen liefern:

- (500) Days of Summer (sehr niedlicher Film, mit hübschen filmischen Ideen und Bildern)
- Garden State (Film nicht so toll, allerdings mit Natalie Portman)
- Last Kiss (Film nicht so toll, allerdings mit großartiger Jacinda Barrett)
Nick und Norah´s infinite playlist (wer den mag, dem gefallen auch "Juno" und  "Scott Pilgrim vs. The World")


Dann gibt es natürlich haufenweise Filme, in denen Musiker Musiker spielen.  Ich denke an Filme, wie "Singles" mit Drumer Eddie Vedder oder "Reality Bites" mit David Pirner und Evan Dando.


Und nicht zu vergessen Band-bzw. Konzert-Dokus. Emmilou Harris habe ich überhaupt erst durch "The Last Waltz" von Martin Scorsese kennengelernt. Fantastischer Film.


Sehr berührend ist für mich "PJ 20", aber das hängt auch mit meiner Hingabe für die Band Pearl Jam zusammen.

Einen Konzertfim der besonderen Art habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Michael Winterbottoms "9 Songs". Manche sagen auch, es ist ein Porno. Finde ich nicht, aber viel Sex gibt es schon zu sehen. Und dazu richtig gute Musik von Elbow, Dandy Warhols, Primal Scream und Black Rebel Motorcycle Club. Deren Musik macht mich deutlich mehr an, die habe ich da das erste Mal gehört und mich sehr verliebt.

Aber schaut selbst. Viel Spaß!



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